Kommentar E-Auto-Prämie: Umweltbonus reicht bis 2034
Die Zahlen sind ernüchternd: Gerade mal 3.027 Anträge auf Förderung eines Elektroautos meldet die BAFA. Wohlgemerkt in mittlerweile zwei Monaten. Der große Boom bleibt aus, leer wird der Fördertopf so ebenfalls nicht.
Bis zu 400.000 Autos will der Bund mit seinem Umweltbonus fördern, 1,2 Milliarden Euro stellt man dafür bereit. 3.000 Euro bekommen Käufer eines Fahrzeugs mit Plug-in-Hybrid (PHEV), 4.000 Euro bei einem echten Elektroauto oder Brennstoffzellenauto. Würden allein reine Stromer gekauft, wäre der Topf übrigens schon nach 300.000 Autos leer. Selbst diese wären noch weit entfernt von der anvisierten einen Million Elektroautos bis 2020. Trotzdem wird der Umweltbonus schon zum Juni 2019 eingestellt, 2018 obendrein auf 3.000 Euro (E-Autos) respektive 2.000 (Plug-in-Hybride) gesenkt.
Zahlen lügen nicht: Umweltbonus ist ein Flop
So lange sollte der Umweltbonus aber eh nicht reichen. Vollmundig - mittlerweile könnte man auch großmäulig sagen - tönte die Politik zum Start der Prämie, dass der Fördertopf lange zuvor erschöpft wäre. Beeilen sollten sich die Käufer, eine Erweiterung der Förderung werde es definitiv nicht geben. Eine solche Verlängerung ist Stand jetzt aber gar nicht nötig. Die aktuellen Zahlen zum Umweltbonus Stand 1. September sprechen nämlich ihre eigene Sprache. Laut BAFA lagen zum 1. September gerade mal
- 1.973 Anträge für E-Autos sowie
- 1.054 Anträge für Plug-in-Hybrid und somit
- 3.027 Anträge GESAMT
vor. Einziger Lichtblick an den mageren Zahlen: Echte Elektroautos werden mehr gekauft als Plug-in-Hybride. Viel interessanter jedoch dürfte die Frage sein, wie lange der Umweltbonus reichen würde. Anhand der ersten zwei Monate ist tatsächlich eine erste Hochrechnung möglich. Demnach wurden pro Monat (gerundet) 1.500 Förderanträge gestellt. Teilen wir diese Anträge grob in zwei Drittel Elektroautos und ein Drittel Steckerhybride auf, wurde bisher pro Monat für
- 1.000 Elektroautos und
- 500 Plug-in-Hybride
die Kaufprämie beantragt. Bei den Fördersummen von 4.000 Euro für E-Autos und 3.000 Euro für Plug-ins entspricht das vier Millionen Euro (1.000 E-Autos x 4.000 Euro Förderung) plus 1,5 Millionen Euro (500 PHEVs x 3.000 Euro Förderung). Macht zusammen 5,5 Millionen Euro pro Monat. Geht es genau so weiter, reicht der 1,2-Milliarden-Euro-Topf noch satte 218 Monate. Oder etwas mehr als 18 Jahre. Ergo bis Ende 2034. Zumindest, wenn ich (ohne Taschenrechner!) richtig überschlagen habe. Natürlich gelten die Zahlen nur, wenn nicht plötzlich doch der große Boom einsetzt. Also der Boom, den unsere Politiker visionär schon vor dem Start des Umweltbonus gesehen haben. Der Boom, der bis 2020 eine Million Elektroautos auf die deutschen Straßen bringt.
Umweltbonus bis 2019: So viel geht...
Von einem Boom kann aktuell aber keine Rede sein. Dass der Fördertopf bis Ende Juni 2019 erschöpft ist, scheint extrem unwahrscheinlich. Eigentlich sogar unmöglich. Es sei denn, der Bund übernimmt die norwegische Idee und verbietet konventionelle Verbrenner. Aber nicht erst 2025, sondern von heute auf morgen. Über Nacht. Ansonsten sehe ich schwarz, mitternachtschwarz. Ohne den kleinsten Glitzerstern am düsteren Nachthimmel.
Wenn der Topf doch bis Mitte 2019 - also in den nächsten 34 Monaten - leergeschöpft sein soll, müssten deutlich mehr Fördergelder aus diesem fließen. Nämlich pro Monat über 35 Millionen Euro. Beim Schnitt (zwei Drittel E-Autos, ein Drittel Hybride) wären das rund
- 23 Millionen Euro für E-Autos und
- 11,65 Millionen Euro für Plug-in-Hybride.
Diese Milliönchen würden wieder für
- 5.750 Elektroautos und
- 3.880 Plug-in-Hybridautos
reichen. Jeden Monat. Ab sofort. Nur dann wäre der propper gefüllte Milliarden-Topf tatsächlich im Juni 2019 bis zum blechernen Boden leergekratzt. Zur Erinnerung: Derzeit sind es „nur“ 5,5 Millionen Euro pro Monat. Grob hochgerechnet müsste die Summe also über sechs Mal höher ausfallen. In der Realität wurde jedoch in zwei Monaten nicht mal das monatliche „Soll“ der Plug-in-Hybride erreicht. Doch einen zarten Hoffnungsschimmer gibt es noch: Tesla. Wenn der Tesla Model 3 2017 (Europa wohl 2018) auf den Markt kommt, dürfte der deutsche Fördertopf noch recht üppig gefüllt sein. Die Frage ist allerdings, ob Tesla überhaupt an der Förderung teilnehmen würde. Denn nur, wenn der Hersteller die Hälfte der Förderung übernimmt, wird der Umweltbonus an den E-Käufer ausgezahlt. Sonst nicht. Das Wort Rabatt taucht im Zusammenhang mit Tesla aber eher selten auf und der Umweltbonus ist im Grunde nicht anderes.
Die Zahlen sind übrigens jeweils großzügig auf- und abgerundet, also nicht exakt. Sollte ich mich trotzdem vertan habe, posten Sie einen Kommentar!