Zukunft Carsharing: 6 Thesen von car2go-CEO Beermann
Carsharing ist einer der großen Trends. Doch wie schaut das Carsharing von morgen aus? Dazu machte sich der Europa-Chef von car2go seine Gedanken. Hier sechs Thesen von Thomas Beermann - samt Kommentar von Green-Motors.DE.
Vor acht Jahren startete Daimler in Ulm ein Pilotprojekt. Heute ist car2go eine feste Größe. 14.000 Autos stehen in Metropolen wie Berlin oder New York zur Kurzzeitmiete parat. Experten sehen im Carsharing eine Art der Mobilität von morgen. Ebenso wie Thomas Beermann. Der aber muss, denn Beermann ist Europachef eben von car2go. Sechs Thesen stellt Beermann auf. Green-Motors.DE schaut sich diese genauer an.
- Free floating Carsharing ist erst am Anfang
Laut Beermann steht vor allem das sogenannte free floating Carsharing - also Carsharing ohne feste Stationen wie car2go - noch ganz am Anfang. Wachsende Städte, steigende Digitalisierung und eine Jugend, die lieber nutzt als besitzt. Daher boomt die Branche schon jetzt. Alle 1,3 Sekunden wird ein car2go Modell gemietet. - Carsharing wird noch extrem wachsen
Beermann sagt daher der gesamten Branche ein „gewaltiges Wachstum“ voraus. Allein car2go zählt mittlerweile über zwei Millionen Nutzer. Und es werden stetig mehr. Laut Frost & Sullivan werden bis 2025 36,7 Millionen Menschen Carsharing nutzen. Derzeit sind es 7,9 Millionen. - Metropolen brauchen free floating Carsharing
Bis 2045 leben laut Weltbank in den Städten 1,5 Mal so viele Menschen wie heute. Und zwar über sechs Milliarden. Daher muss sich die Mobilität einfach ändern. Zumal schon jetzt Staus an der Tagesordnung liegen. Außerdem mangelt es an Platz, die Luft ist verschmutzt. Carsharing verhindert laut Barkeley die Folgen. Weil in den Städten dank Carsharing weniger private Autos unterwegs sind. Weniger Autos heißt weniger Verkehr. Dafür mehr Platz (Parkraum) und bessere Luft. - Das Carsharing von morgen ist elektrisch
Laut Beermann ist das Carsharing von morgen zudem elektrisch. Gerade Elektroautos könnten - da quasi ohne Abgase - die Luft in den Städten verbessern. Das zeigt vor allem China, wo Stromer entsprechend gefördert werden. Oder London, wo konventionelle Autos nicht mehr gern in der City gesehen sind. car2go setzt bereits in Stuttgart, Madrid und Amsterdam auf Elektroautos. Mit 1.300 smart Stromern stellt car2go schon jetzt die größte elektrische Carsharing-Flotte der Welt. In Madrid sparen die 123.000 Nutzer so 775 Tonnen CO2 im Vergleich zu konventionellen Autos. - Carsharing bringt neue Dienstleistungen mit
Dank Carsharing gibt es neue Dienstleistungen. Etwa durch die Vernetzung. Schon heute sind die Autos untereinander vernetzt. Via App wird Nutzern das nächste freie Autos angezeigt. Ein erstes Beispiel dieser neuen Dienstleistung ist smart ready to drop. Hier wird das Auto quasi als Postempfänger genutzt, das Paket im Kofferraum abgelegt. - Autonomes Fahren wird Carsharing verkleinern
Autonomes Fahren ist im Kommen. Und wirkt sich auf Carsharing aus. Bis 2025 fahren die Autos selbständig in Parkhäuser. Zudem fahren sie autonom zum Kunden. Mit dem Wissen, wann und wo Mobilität gebraucht wird, ist Carsharing dann noch effizienter. In Folge sind die Fahrzeuge besser ausgelastet. So ist nur noch die Hälfte der Autos von heute nötig.
Green-Motors.DE: Stimmt. Vor allem in der Großstadt wird das eigene Auto immer weniger wichtig. Auf dem Land dagegen dürfte es noch dauern.
Carsharing wird noch „gewaltig“ wachsen
Green-Motors.DE: Stimmt. Eine Verfünffachung in weniger als zehn Jahren hört sich zwar gewaltig an. Doch die Mobilität von morgen wird anders als heute ausschauen. Das erkennen auch mehr und mehr die Autobauer. Neue Konzepte wie eben Carsharing probieren immer mehr. Weil sie müssen.
Green-Motors.DE: Stimmt - aber nur bedingt. Ob Carsharing wirklich die große Zukunft ist, bleibt noch abzuwarten. Zumal es keinen Unterschied macht, ob Autofahrer mit einem eigenen oder gemieteten Auto unterwegs sind. Vielleicht gibt es in 100 Jahren so etwas wie Autos gar nicht mehr. Und es wird gebeamt.
Das Carsharing der Zukunft ist elektrisch
Green-Motors.DE: Stimmt - aber wieder nur bedingt. Denn auch (und vor allem) der Strom für die Stromer muss sauber sein. Also durch Sonne, Wind oder Wasser erzeugt. Nicht durch Atom, Kohle oder andere fossile Energieträger. Ansonsten sind null CO2 nur Schönfärberei.
Green-Motors.DE: Stimmt - doch lediglich bedingt. In wie weit sich solche Ideen tatsächlich durchsetzen, bleibt wohl abzuwarten. Zumal der Kofferraum relativ leicht aufzubrechen ist. Einen neuen Fernseher für 2.000 Euro in den Kofferraum liefern lassen? Keine gute Idee...
Autonomes Fahren macht Carsharing effizienter
Green-Motors.DE: Möglich. Aber: So wäre These Nummer drei eigentlich widerlegt. Wenn die Autos autonom zum Kunden fahren, wäre der Vorteil von free floating Carsharing dahin. Weil die Autos eh direkt zum Kunden kommen. Feste Stationen wären also dann kein Nachteil mehr. Sondern schlicht egal.
Schlusssatz von Thomas Beermann:
„Free-floating Carsharing von car2go ist gekommen, um zu bleiben. Elektrisch, autonom und vernetzt – Carsharing-Flotten werden in Zukunft ein zentraler, nachhaltiger Teil der Mobilität sein und die Lebensqualität in Städten rund um den Globus erhöhen.“
Bild: Daimler