Autogasantrieb

Der Autogasantrieb ist in Deutschland mittlerweile recht bekannt und bei so manchen eine beliebte Alternative zu Benzin und gar Diesel, wobei Autogas jedoch nichts mit dem Erdgasantrieb zu tun hat. Allerdings trägt der Antrieb via Autogas noch andere „Namen“ oder zumindest Abkürzungen, speziell in den deutschen Landen beispielsweise LPG (Liquefied Petroleum Gas) oder aber – in Frankreich – GPL (gaz de pétrole liquéfié).


Der Autogasantrieb ist in Deutschland mittlerweile recht bekannt und bei so manchen eine beliebte Alternative zu Benzin und gar Diesel, wobei Autogas jedoch nichts mit dem Erdgasantrieb zu tun hat. Allerdings trägt der Antrieb via Autogas noch andere „Namen“ oder zumindest Abkürzungen, speziell in den deutschen Landen beispielsweise LPG (Liquefied Petroleum Gas) oder aber – in Frankreich – GPL (gaz de pétrole liquéfié).

Das Prinzip ist recht einfach: Statt mit Benzin wird der Ottomotor beim Autogasantrieb mit Flüssiggas versorgt, wobei dieses bei einem Druck von fünf bis zehn bar gespeichert wird. Der aufmerksame Leser erkennt hier sicher, das Autogas oder eben LPG generell nur mit einem Benziner möglich ist, ein Dieselmotor hingegen scheidet aufgrund seiner Technik von vornherein aus.

Herkunft von Autogas und LPG

Wie Benzin oder Diesel ist Autogas ein fossiler Brennstoff, welcher allerdings nicht auf Erdöl, sondern auf Gas beruht. Allerdings ist Autogas nicht gleich automatisch Erdgas (CNG) oder Flüssigerdgas (GNL oder LNG). Verwirrend: Autogas ist trotzdem ein Flüssiggas ist, welches tatsächlich bei der Förderung von Erdöl und Erdgas quasi als Nebenprodukt auftritt und in Fachkreisen als „nasses Bohrgas“ bezeichnet wird. Im Gegensatz zu Öl und Gas lohnt sich allerdings die Förderung dieses Bohrgases nicht, weswegen es meistens einfach verbrannt wird…

Ebenso kommt es bei der Verarbeitung von Erdöl in der Raffinerie, etwa zu Benzin oder Diesel, zur Entstehung von Flüssiggas. Selbst hier wurde Flüssiggas lange Zeit einfach verbrannt, da der wirtschaftliche Nutzen zu gering für die Produzenten war. Mittlerweile jedoch ist Flüssiggas als alternativer Kraftstoff á la Autogas bei so manchen Autofahrer geschätzt.

Flüssiggas als Kraftstoff im Auto

Ganz so neu ist Flüssiggas als Kraftstoff für Autos allerdings nicht, tatsächlich wird Autogas – in Form von Propan oder Butan – schon seit den 1970ern als „Alternativ-Sprit“ genutzt, vor allem in Italien und in den Niederlanden. Zwar ist Autogas letzten Endes nicht ganz so effizient wie Benzin, dafür aber deutlich umweltfreundlicher und günstiger, was den Mehrverbrauch von Flüssiggas und LPG mehr als ausgleicht.

In Prozenten ausgedrückt fällt beim Autogasantrieb beispielsweise 20 Prozent soviel Stickoxid an wie bei der Verbrennung von Benzin, die CO2-Emission wird um gut 15 Prozent minimiert und Kohlenwasserstoff sogar um 50 Prozent – der Mehrverbrauch ist bereits eingerechnet. Außerdem bietet Autogas den Vorteil, bei weitaus tieferen Temperaturen den Katalysator nutzen zu können, weswegen beispielsweise Gabelstapler mit Flüssiggas wie übrigens ebenso mit Erdgasantrieb als einzige Fahrzeuge überhaupt in geschlossenen Räumlichkeiten bewegt werden dürfen.

Der Mehrverbrauch gegenüber Benzin liegt je nach Autogasantrieb respektive Gasanlage bei fünf bis maximal 20 Prozent, was zum einen auf der geringeren Dichte von LPG beruht wie ebenso im besseren Brennwert liegt. Zum Vergleich: Benzin hat eine Dichte von 0,76 Gramm pro Kubikzentimeter, Autogas hingegen nur 0,51 bis 0,65 g/cm³. Somit ergibt sich für Flüssiggas und LPG eine geringere Dichte von bis zu einem Drittel, wobei dieses Minus bis zu einem gewissen Grad vom höheren Brennwert wieder ausgeglichen werden kann. Der Brennwert von Autogas wiederum beträgt nämlich 12,8 Kilowattstunden pro Kilogramm, der von Benzin nur bei 12,1 kWh/kg.

Autogas und LPG mausern sich zum Erfolg

Anfangs fand Autogas besonders in Taxis Verwendung, später ebenso bei Privatpersonen. In den 1980er erlebte LPG speziell in Österreich einen wahren Boom, weil Autogas einfach billiger als Benzin war (und ist), wobei unsere Nachbarn sich diesen Preisvorteil durch höhere Autosteuern wieder selbst zunichte machten. Aber: Selbst heute fahren sämtliche Busse in Wien ausschließlich mit LPG, da Flüssiggas für öffentliche Fahrzeuge weiterhin steuerfrei ist…

Heute ist Flüssiggas fast in ganz Europa als Alternative zum immer teurer werdenden Benzin beliebt, allein in Deutschland wachsen Jahr für Jahr sowohl die Zahl der zugelassenen Autos wie ebenso die Zahl der Autogas-Tankstellen. In der BRD ist zudem nicht nur der günstigere Preis vorteilhaft, sondern ebenso die aktuell günstigere Flüssiggas-Steuer. Bis 2018 liegt der Steuersatz für LPG nur bei 18 Cent das Kilo, bei Benzin hingegen sind es gute drei Viertel des Literpreises. Derzeit (2010) kostet ein Liter Autogas je nach Ort 50 bis 80 Cent, im Schnitt liegt LPG in Deutschland bei 64 Cent.

Ebenso ist eine Umrüstung eines „normalen“ Pkw auf Autogas recht leicht möglich, da im Grunde (fast) jeder Benziner umzurüsten ist. Der Preis für eine solche Umrüstung liegt je nach Zylinder und Leistung bei 1.150 bis 3.500 Euro, wobei das Zusatzgewicht durch die Autogas-Anlage mit 40 Kilo relativ gering ist.

Benziner auf Autogas und LPG umrüsten

Der nötige Tank für Autogas wird beispielsweise in die Mulde des Reserverads eingebaut, womit ein Tankvolumen von 34 bis 94 Liter gegeben ist. Das Reserverad selbst wird gegen Pannenspray oder sogenannte Runflat-Räder ausgetauscht. Eine andere Idee ist der Einbau des LPG-Tanks direkt im Kofferraum, womit zwar bis 200 Liter Tankvolumen möglich sind, allerdings auch Ladevolumen verloren geht, was bei der Reserverad-Variante nicht geschieht. Eine letzte Idee ist die Integration des Tanks als Unterflurtank.

Je Tankvolumen ermöglich der Autogasantrieb 350 bis sogar 1.000 Kilometer, wobei parallel der Antrieb mit herkömmlichem Benzin selbstverständlich weiterhin möglich ist, da der Benzintank erhalten bleibt. Ergo: Beim Autogasantrieb kann sowohl mit Autogas oder aber Benzin gefahren werden, da der eigentliche Motor – anders als beim Hybridantrieb – der Gleiche bleibt und lediglich der Kraftstoff ausgetauscht wird.

Der Betrieb mit Autogas oder Benzin erfolgt zudem entweder per manueller Wahl oder aber automatisch. Letzten Endes steigert sich durch die Um- oder viel mehr Aufrüstung zum Autogasantrieb vor allem die Reichweite des Autos…

Autogas: die Technik macht’s

Bei der Technik unterscheidet die Fachwelt beim Autogasantrieb Venturi-Anlagen, sequenzielle Anlagen und letztendlich LPI-Anlagen. Die zwei erstgenannten Ideen befördern das Flüssiggas mittels Verdampfer und Druckregler im Gaszustand vom Tank zum Motor, bei LPI wiederum erfolgt die Kraftstoffzuführung über eine Kraftstoffpumpe als flüssiges Gas.

Beim Betanken mit Autogas finden sich derzeit ebenfalls drei Methoden, wobei diese geografischer Natur sind. Quasi „einheitlich“ ist ein nötiger Adapter: Der „Europaadapter“ (ACME) mit Schraubanschluss, der Italienadapter (Dish) und der sogenannte Bajonett-Adapter (NL), wobei in Zukunft zumindest in Europa ein einheitlicher Euronuzzle-Adapter geplant ist.

Je nach Land findet sich einer dieser Anschlüsse vor, wobei es bei Urlaubsfahrten innerhalb der EU mit dem Auto ratsam ist, den nötigen Anschluss zu kennen. Der Europa- oder ACME-Adapter beispielsweise ist in Deutschland, Belgien, Irland, Luxemburg, teilweise auch in der Schweiz uns Österreich und ebenso in den USA, Kanada und Australien in Gebrauch. Der Bajonett- oder NL-Adapter wiederum ist in den Niederlanden, in Spanien, Großbritannien und in Norwegen zu finden. Der Dish- oder Italienadapter wird hingegen in Italien, Frankreich, Griechenland, Polen, Portugal, Tschechien, Ungarn, teilweise wieder in Österreich und die Schweiz wie ebenso auch in Deutschland genutzt.

LPG: Verbreitung und Infrastruktur

Allein in Deutschland finden sich derzeit (Stand 2010) an die 6.000 Tankstellen für Autogas, seit 2006 kommen pro Monat angeblich 100 neue LPG-Tankstellen hinzu. In den Niederlanden wiederum gibt es 2.100 Flüssiggas-Tankstellen, in Belgien 650, in Italien 2.000, in Polen 5.000, in Tschechien und in der Slowakei 700 respektive 100, in Rumänien 100, in Frankreich 1.900, in Großbritannien 1.400 und in der Türkei sogar an die 10.000 Flüssiggas-Zapfsäulen. In punkto LPG-Infrastruktur – Autogas-Tankstelle pro eine Millionen Einwohner – liegt Deutschland allerdings nur auf Rang sieben, hinter Belgien, Tschechien, Irland, den Niederlanden, Polen und der Türkei…

Im EU-Urlaub jedenfalls ist die Versorgung mit Autogas durchaus gesichert, selbst in nicht genannten Ländern findet sich in der „richtigen Ecke“ eine LPG-Tankstelle. In manchen EU-Staaten muss jedoch schon etwas gesucht werden, in Österreich etwa sind nur 13 Flüssiggas-Tankstellen vorhanden, in der Schweiz 22, in Slowenien 26, in Portugal 96 und in Spanien 32 – wobei sich hier sicher mittlerweile einiges getan haben dürfte.

Interessant: Die eigentliche Motorleistung kann dank Autogas sogar leicht steigen, da die Zylinder besser mit Kraftstoff „gefüllt“ werden. Bei Turbomotoren oder Kompressor-Aggregaten wiederum kann ein Leistungsverlust durch mehr Ladedruck ausgeglichen werden.

Sicherheit beim Autogasantrieb

Im Gegensatz zum Benziner ist Flüssiggas oder Autogas doch um einiges „arbeitsintensiver“, was das Thema Sicherheit angeht. Tatsächlich müssen Flüssiggas-Tanks mehr überwacht werden und unterliegen der Gasanlagenprüfung. In Berlin, Bremen und dem Saarland unterliegt der LPG-Antrieb sogar besonderen Vorschriften, wird das Autogas-Auto in einer Tiefgarage geparkt.

Im Sinne der Sicherheit ist der Autogas-Tank allerdings aus einer 3,5 Millimeter dicken Stahlwandung gefertigt und für einen Druck von zehn bar ausgelegt – der TÜV hingegen prüft mit 40 bar und somit dem Vierfachen. Im Fall der Fälle sorgen außerdem Sicherheitsventile beispielsweise bei einem Fahrzeugbrand für ein kontrolliertes Abbrennen des Flüssiggases, womit eine plötzliche Explosion verhindert wird.

Im Fazit ist Autogas, Flüssiggas oder LPG auf jeden Fall eine Alternative zu Benzin und Diesel, wobei die Vorteile ebenso im günstigeren Preis liegen wie in der besseren Umweltverträglichkeit!