Es war der dritte Start – und der dritte Sieg. Nach 2023 sowie 2024 gewinnt die Scuderia mit ihrem LMH-Renner Ferrari 499P erneut die legendären 24 h von Le Mans. Einer der Sieger ist aus der F1 bekannt.
Der Aufschrei 2021 war groß: Ferrari kündigte seine Rückkehr in die Sportwagen an. WEC. Le Mans. Der letzte Einsatz – ab Werk – datierte bis dahin aus dem Jahr 1973. Zwar entwickelte die PS-Schmiede aus Maranello in den 1990ern den Ferrari 333SP. Zum Einsatz kam der Renner aber nie.
Ferrari-Comeback in 2022
2022 war es dann so weit. Ferrari war zurück in der Startaufstellung. Der Ferrari 499P ist in den Le Mans Hypercar (LMH) angesiedelt, einer der beiden Topkategorien der WEC. Der Name: Tradition. Die Zahl steht für den Hubraum, 499 Kubik pro Zylinder. Das „P“ schlicht für „Prototyp“. Der Motor – wie in der F1 ein V6 – ist eine Neuentwicklung, wobei dessen Architektur vom Ferrari 296 GT3 stammt.
Mit dem V6-Biturbo setzen die Italiener jedenfalls auf das gleiche Konzept wie die Konkurrenz von Toyota und Peugeot. Nur der Hub ist verschieden: Ferrari kommt auf 3,0 l, Toyota auf 3,5 l, Peugeot nur auf 2,6 l. Die Kraft des Sechszylinders leitet ein 7-Gang-Renngetriebe auf die Hinterräder. Auf die vorderen wirken dagegen die elektrischen (Hybrid)Komponenten. Letztere können bis zu 200 kW liefern, die Systemleistung schreibt die LMH-Klasse allerdings mit maximal 500 kW (680 PS) vor. Anders als die Konkurrenz verzichtet die Scuderia beim Ferrari 499P übrigens auf den Zusatz „Hybrid“.
Ferrari 499P rast prompt zum Sieg
Der erste Einsatz in WEC und Le Mans erlebte der Ferrari 499P jedenfalls 2023. Die Startnummern #50 und #51 erinnern an Ferraris 50-jähriges Jubiläum bei den Sportwagen. Schon beim allerersten Rennen in Sebring (USA) stand der Ferrari 499P auf Pole. Bei den 24 Stunden von Le Mans erfolgte mit Alessandro Pier Guidi, James Calado sowie Antonio Giovinazzi der erste Sieg. Das Kunststück wiederholte die Marke mit dem springenden Pferd 2024. Dieses Mal mit Antonio Fuoco, Miguel Molina sowie Nicklas Nielsen.

2025 folgte nun – im dritten Einsatz – der dritte Streich. Zugegeben: Es gewann quasi der falsche Ferrari 499P. Und zwar der privat eingesetzte (und gelb lackierte) #83 von AF Corse mit Robert Kubica, Yidei Ye und Phil Hanson am Steuer. Die Werks-Ferrari #50 und #51 fielen dagegen – neben ihrem fulminanten Speed – vor allem mit Strafen auf. So konnte Porsche Platz zwei erobern. Nach 24 Stunden bzw. 387 Runden fehlten den Stuttgartern gerade mal 14,084 Sekunden auf Ferrari. Für die Italiener war es übrigens Gesamtsieg Nummer zwölf.
Cadillac und Alpine ohne Chance
Ohne Chancen waren dagegen die Polesetter Cadillac. Zwar konnte die US-Marke auf einer Runde überzeugen und ihre erste Pole in Le Mans überhaupt einfahren. Auf die Distanz machte dem Cadillac V-Series.R aber die mangelnde Top Speed zu schaffen. So wurde der Renner ein leichtes Opfer für Porsche, die nach nur einer Stunde in Führung gingen. Später mussten sich die Schwaben aber dem Ferrari 499P beugen. Dieser war vom Speed her – und drei eingesetzten Modellen – eigentlich auf einen Dreifachsieg gepolt. Cadillac holte jedenfalls nur die Plätze fünf und acht.
Die große Enttäuschung bei den 24 Stunden von Le Mans 2025 war aber eher Alpine. Die Franzosen dümpelten im Niemandsland dahin. Mick Schumacher konnte den A424 im letzten Stint zwar auf P11 puschen, litt aber unter Fehlern seiner Teamkollegen. Immerhin brachte Alpine – im Gegensatz zum 2024er Debüt – beide Boliden ins Ziel. Farblos blieben auch BMW, Peugeot sowie Neueinsteiger Aston Martin. Bester Deutscher wurde übrigens Pascal Wehrlein (Porsche), der seinen ersten Le Mans-Einsatz als Neunter beendete.
Ergebnis 24 h von Le Mans 2025 (Hypercar)
Pos. | Nr. | Team | Fahrer | Zeit |
1 | #83 | AF Corse (Ferrari) | Kubica, Ye, Hanson | 24:02:53,332 |
2 | #6 | Porsche Penske | Estre, Vanthoor, Campbell | 14,084 s |
3 | #51 | Ferrari | Guidi, Calado, Giovinazzi | 28,437 s |
4 | #12 | Cadillac Jota | Lynn, Nato, Stevens | 2:18,639 min |
5 | #7 | Toyota | Conway, Kobayashi, de Vries | 1 Runde |
6 | #5 | Porsche Penske | Andlauer, Christensen, Jaminet | 1 Runde |
7 | #38 | Cadillac Jota | Bamber, Bourdais, Button | 1 Runde |
8 | #4 | Porsche Penske | Nasr, Tandy, Wehrlein | 1 Runde |
9 | #35 | Alpine | Chatin, Milesi, Habsburg | 2 Runden |
10 | #36 | Alpine | Gounon, Makowiecki, Schumacher | 3 Runden |
11 | #94 | Peugeot | Duval, Jakobsen, Vandoorne | 3 Runden |
12 | #009 | Aston Martin | Riberas, Sørensen, De Angelis | 4 Runden |
13 | #99 | Proton (Porsche) | Jani, Pino, Varrone | 4 Runden |
14 | #007 | Aston Martin | Gamble, Gunn, Tincknell | 6 Runden |
15 | #8 | Toyota | Buemi, Hartley, Hirakawa | 7 Runden |
16 | #93 | Peugeot | Di Resta, Jensen, Vergne | 8 Runden |
17 | #20 | BMW WRT | Frijns, Rast, Frijns, van der Linde | 12 Runden |
18 | #15 | BMW WRT | Magnussen, Marciello, Vanthoor | 26 Runden |
19 | #311 | Cadillac Whelene | Aitken, Drugovich, Vesti | 140 Runden |
20 | #101 | Cadillac WTR | Albuquerque, R. Taylor, J. Taylor | 198 Runden |
DIS | #50 | Ferrari | Fuoco, Molina, Nielsen |
Disqualifikation für Ferrari #50
Nach dem Rennen wurde es noch einmal turbulent. Bei der Abnahme der Rennwagen wurde der Heckflügel des (Werks)Ferrari #50 am Montagabend wegen vier fehlender Schrauben für illegal (weil zu flexibel) erklärt. Die Folge: Die Viertplatzierten wurden disqualifiziert, alle dahinter liegenden rückten somit einen Platz vor. Glück vor allem für Mick Schumacher, der so vom undankbaren elften auf dem zehnten Platz landete.
Bilder: Ferrari