Wie versprochen fiel gestern Abend in Stockholm auf der @me Convention der Vorhang – und zwar vom Mercedes EQC 2019. Optisch schaut Daimlers Stromer recht gefällig aus, viele Daten waren schon zuvor bekannt.
Mercedes EQC N 293: Design & Maße
Vorhang auf für den EQC (intern Baureihe N 293), dem ersten rein auf Elektroantrieb ausgelegten Modell von Mercedes. Optisch feiern die Schwaben ihr neues Stromer-SUV als „avantgardistisch“, was so viel wie revolutionär, wegweisend oder bahnbrechend heißen soll. Tatsächlich kommt der EQC doch eher gefällig daher. Die Front ist recht rund und mit einem optischen Kühlergrill versehen, den E-Pionier Tesla längst gestrichen hat. Möglich, dass die Stuttgarter ihre Kunden nicht überfordern oder gar verprellen wollen und daher (vorerst) auf einen eher konventionellen Look setzen.
Die Form des EQC ähnelt obendrein dem GLC, was ebenfalls kein Wunder ist. Mit 4.761 mm ist der EQC nur wenig länger als der GLC. Die Breite von 1.884 ist etwas schmaler, die Höhe von 1.624 mm etwas mehr. Im Radstand kommen EQC ebenso wie GLC auf jeweils 2.873 mm. Wie gesagt: kein Wunder. Denn das C in EQC (und GLC) weist auf die C- bzw. bei Mercedes die Mittelklasse hin. Apropos: Der Kofferraum des Mercedes EQC 2019 fasst 500 Liter, während der GLC auf 395 Liter kommt. Außerdem bringt der EQC einige neue Materialien oder (im Innenraum) Akzente in Roségold mit. Das Interieur ist wieder gut bekannt, vor allem die Mittelkonsole sowie der Widescreen (2 x 10,25 Zoll) des Fahrers. Die Basis stellt allerdings die neue (Elektro)Plattform EVA I.
Typisch Mercedes gibt es den EQC auch mit einer speziellen AMG Line. Diese zeigt eine anderen Grill sowie eine andere Frontschürze.
Mercedes EQC 2019: zwei Elektromotoren
Wenig Neues gibt es zum Elektroantrieb. Wie schon im Vorfeld bekannt besteht dieser aus zwei E-Motoren auf Vorder- und Hinterachse mit jeweils 150 kW. Die Maschinen sind jeweils inklusive Getriebe, Differenzial, Kühlsystem und Leistungselektronik in einer kompakten Einheit gepaart, die eATS (elektrischer Antriebsstrang) getauft ist. Die Motoren sind jedenfalls identisch. Allerdings ist der vordere Motor auf Effizienz abgestimmt, der hintere auf Performance. Entsprechend dient der vorn verbaute Motor dem schwachen und mittleren Lastbereich und könnte zum Beispiel auch (und allein) im EQA zum Einsatz kommen. Der hintere E-Motor dient wiederum den mittleren Lastbereich und würde der Mittelklasse (ebenso wie größeren Klassen) sogar allein als Antrieb reichen.
Zusammen liefern die Motoren 300 kW bzw. 408 PS und satte 765 Nm Drehmoment. Damit rennt der EQC in 5,1 Sekunden von null auf Tempo 100. Die Spitze ist zugunsten der Reichweite bei 180 km/h abgeregelt. Via Torque Vectoring verteilt die Technik die Momente je nach Bedarf auf Vorder- und Hinterräder. Außerdem dienen die Motoren als Generatoren, speisen den Akku also mit neuer Energie.
Mercedes EQC 2019 lädt mit max. 110 kW
Apropos Akku: Dieser fasst nun 80 statt 70 kWh bzw. 210 Ah und erlaubt über 450 km – nach NEFZ. Mehr als in der 2016er EQ-Studie, aber immer noch weniger als die Konkurrenz. Der neue Audi e-tron kommt wohl auf 95 kWh, der neue Jaguar i-Pace auf 90 kWh. Der EQC-Akku besteht übrigens aus 384 Pouch-Zellen, die in sechs Modulen im Unterboden des Mercedes EQC 2019 verbaut sind. Zwei Module fassen 48 Zellen, vier jeweils 72 Zellen. Die Maximalspannung beträgt 408 Volt.
Wegen der höheren Kapazität ist der Akku (Li-Ion) leider auch schwerer. Mit nun 650 kg (Studie: 600 kg) macht die Batterie allein über ein Viertel des Gesamtgewichts des EQC aus. Das beträgt übrigens fast 2,5 Tonnen. Kurios ist zudem, dass der EQC am Schnelllader mit maximal 110 kW laden kann. Dann ist der Akku zwar in nur 40 Minuten von zehn auf 80 Prozent neu geladen. Am neuen Schnellladenetzwerk IONITY beträgt die Ladeleistung aber bis zu 350 kW. Daheim mit der Wallbox sind ebenfalls nur maximal 7,4 kW möglich. Ansonsten bleibt es bei der Flüssigkühlung. Bei Kälte wird die Batterie wiederum geheizt. Die Temperatur im Innenraum regulieren eine Wärmepumpe und zwei elektrische Zuheizer.
Mercedes EQC mit erweiterten MBUX
Das Interieur ist das Stichwort. Wie schon die neue A-Klasse setzt der EQC auf das neue Infotainment MBUX, also das Mercedes-Benz User Experience. Allerdings ist das MBUX im EQC noch mal deutlich aufgewertet. Typisch Stromer zeigt das System zum Beispiel nun Infos zu Ladestand, Reichweite sowie Energiefluss. Außerdem die nächsten Ladestationen im Navi. Der Clou ist aber die umfangreiche Vernetzung des Elektroautos. Diverse Dienste erlauben zum Beispiel die Routenplanung am Frühstückstisch samt einstellbarer Abfahrtszeit und Vorklimatisierung. In die Berechnung der Route fließen zudem nötige Ladestopps und vorhandene Schnellladestationen ein.
Neben dem Ladezustand beim Start erhält der Fahrer eine Ankunftszeit am Ziel, bei welcher die nötigen Stopps speziell zum Laden berücksichtigt sind. Davon ab erhält der Nutzer eine Nachricht, wann der Ladevorgang gestartet und beendet ist. Der Dienst „Mercedes me Charge“ ermöglicht Zugang zu Ladesäulen unterschiedlicher Anbieter – und zwar über Landesgrenzen hinaus – und rechnet per App ab.
Ebenfalls ein Highlight im EQC ist der neue intelligente Tempomat. Schon vor einem Stau bremst dieser das Tempo auf 100 km/h ab. Außerdem bildet der Assistent im Stau automatisch eine Rettungsgasse. Ab einem Tempo von unter 60 km/h orientiert sich die Technik hierzu am äußeren Fahrbahnrand. Bei einer Standzeit von unter 30 Sekunden fährt der intelligente Tempomat zudem allein wieder an. Beim Abbiegen bremst der Tempomat den EQC ab, wenn Gegenverkehr auftaucht.
Mercedes EQC 2019 stromert ganz leise
Stromern soll der EQC übrigens noch leiser als bisherige Elektroautos. Hierzu hat Mercedes zum Beispiel die hochdrehenden E-Motoren gleich zweifach entkoppelt. Zum einen mittels Gummilager am Hilfsrahmen, die zum zweiten wieder von der Karosserie entkoppelt sind.
Davon ab bietet der Mercedes EQC 2019 fünf Fahrmodi. Und zwar
- Comfort für den Alltag,
- ECO für Effizienz,
- Max Range für maximale Reichweite,
- Sport sowie
- Individual.
Die Rekuperation ist mittels einem Schaltpaddel direkt am Lenkrad ebenfalls in fünf Stufen einstellbar. Im Modus D– ist der EQC mit nur einem Pedal zu fahren, in D+ kann das Elektro-SUV segeln. Ganz clever ist der Modus D Auto, in welchem der Eco-Assistent anhand von Sensoren, Radar, Kamera, Navi und Verkehrszeichen den Betrieb automatisch anpasst. So entscheidet das System nach Verkehr, Strecke und Tempolimits, ob der EQC segelt oder rekuperiert.
Mercedes EQC N 293 rollt in Bremen von Band
Die Produktion des EQC erfolgt in Bremen, was aber im Vorfeld bekannt war. Anlaufen soll die Produktion 2019, gebaut wird der Stromer auf der gleichen Straße wie C-Klasse und GLC. Das erlaubt Mercedes eine flexible Fertigung, die kurzfristig auf den aktuellen Bedarf bzw. Nachfrage anpassbar ist. Die Antriebsmodule eATS kommen aus Hamburg, der Akku vom Ableger Deutsche Accumotive aus Kamenz (Sachsen).
Später soll der Mercedes EQC außerdem bei BBAC (Beijing Benz Automotive) in Peking vom Band rollen. Fakt ist, dass der EQC nur der Auftakt von gleich sieben neuen Stromern ist. Bis 2022 will Mercedes sogar zehn reine Elektroautos anbieten – samt den bereits drei erhältlichen smart-Stromern.
Heißen soll der Stromer übrigens Mercedes EQC 400 (von 408 PS), womit die Schwaben ihrer neuen Nomenklatur treu bleiben. Marktstart ist Mitte 2019, Preise gibt es derzeit noch keine. Allerdings dürfte der EQC kaum weniger als der Top-GLC (AMG 43) kosten. Der startet bei rund 67.000 Euro.
Datenblatt: Technische Daten Mercedes EQC 2019
Antrieb
- Motor: Zwei Asynchron-E-Motoren (VA + HA)
- Leistung: 300 kW/408 PS (zusammen)
- Drehmoment: 765 Nm (zusammen)
- Antrieb: Allrad
- Getriebe: 1-Gang
- Sprint 0-100 km/h: 5,1 s
- Top Speed: 180 km/h (abgeregelt)
- Akku: Lithium-Ion
- Kapazität: 80 kWh
- Reichweite: 450+ km (NEFZ)
- Verbrauch: 22,1 kWh/100 km
- CO2: 0 g/km
Maße & Gewicht
- Länge: 4.761 mm
- Breite: 1.884 mm
- Höhe: 1.624 mm
- Radstand: 2.873 mm
- Gewicht: 2.425 kg
- Kofferraum: 500 l
- Anhängelast: 1.800 kg
Bilder: Daimler / Mercedes